Das Projekt „PSM-Biodiv“ untersucht in Hessen die Auswirkungen von Pflanzenschutzmitteln (PSM) erstmals unter Berücksichtigung von Regenereignissen. Gefördert vom Lore-Steubing-Institut, analysieren Wissenschaftler der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung und der Goethe-Universität Frankfurt die Dynamik und Wirkung von PSM an 20 ausgewählten Gewässerabschnitten.
Ein zentrales Ergebnis: Während Regenereignissen gelangen deutlich mehr PSM in die Gewässer als bei Trockenwetter. In diesen Phasen wurde die Anzahl auf bis zu 40 unterschiedliche Wirkstoffe erhöht. Besonders auffällig ist, dass Insektizide und Herbizide bei Regenwetter eine 1,5-fach höhere Wirkstoffanzahl zeigten. Diese Einträge werden von Spitzenkonzentrationen begleitet, die wenige Stunden nach Beginn des Regens auftreten. Die Konzentrationen fallen ebenso schnell wieder ab, was eine engmaschige Beprobung erfordert.
Ökotoxikologische Tests zeigen, dass das ökologische Risiko unter Regenbedingungen signifikant höher ist. Wasserproben wiesen in diesen Zeiträumen generell eine deutlich erhöhte Toxizität auf. Auffälligkeiten traten jedoch auch bei Trockenwetter auf, insbesondere bei Gewässern, die im Oberlauf durch Kläranlagen belastet werden.
„Unsere Untersuchungen zeigen, dass Starkregenereignisse eine entscheidende Rolle für den Eintrag von Pflanzenschutzmitteln in Fließgewässer spielen“, sagt apl. Prof. Dr. Andrea Sundermann von der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung und führt weiter aus: „Die dadurch verursachten Konzentrationsspitzen stellen ein erhebliches Risiko für die aquatische Biodiversität dar. Mit dem Projekt ‚PSM-Biodiv‘ möchten wir nicht nur diese Dynamiken besser verstehen, sondern auch Wege aufzeigen, wie wir unsere Gewässer effektiver schützen können.“
Der Einfluss von Pflanzenschutzmitteln auf die biologische Vielfalt in hessischen Fließgewässern wird im Verlauf des Projekts weiter untersucht. Die ersten Ergebnisse bieten eine wichtige Basis, um die Zusammenhänge zwischen Pflanzenschutzmitteln, Regenereignissen und Biodiversitätsverlusten besser einzuordnen. Sie dienen zugleich als Orientierungshilfe, um in Zukunft gezielte Maßnahmen zu entwickeln, die den Eintrag von Pflanzenschutzmitteln reduzieren und den Schutz aquatischer Lebensräume verbessern können.
Weitere Informationen entnehmen Sie der Poster-Publikation „Eventbasierte Erfassung und Bewertung diffuser Pflanzenschutzmitteleinträge für den Biodiversitätsverlust in hessischen Fließgewässern (PSM-Biodiv)“, die online verfügbar ist.
Zusätzliche Details finden Sie auch unter:
News-Beitrag zum Projekt PSM-Biodiv
Partner:
Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung – Flussökosystem-Management
Goethe-Universität Frankfurt am Main – Institut für Ökologie, Evolution und Diversität
Kompetenzzentrum Wasser Hessen
Goethe-Universität Frankfurt am Main – Abteilung Aquatische Ökotoxikologie