Eventbasierte Erfassung und Bewertung diffuser Pflanzenschutzmitteleinträge für den Biodiversitätsverlust in hessischen Fließgewässern
| Laufzeit: 01.10.2022 – 30.11.2025 |
Förderung:
Das Projekt wird gefördert vom Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) im Rahmen des Lore-Steubing-Instituts (LSI).
Kurzbeschreibung:
Fließgewässer zählen zu den weltweit am stärksten gefährdeten Ökosystemen. Sie weisen oft auch einen überproportionalen Rückgang der biologischen Vielfalt auf. Neben Fischen und Amphibien sind auch viele Wirbellose stark gefährdet (z.B. Steinfliegen 46 %, Eintagsfliegen 41 %). Studien machen insbesondere Pestizide aus der Landwirtschaft dafür verantwortlich. Diese Stoffe und ihre Abbauprodukte gelangen vor allem während starker Regenfälle über Oberflächenabfluss von Feldern in die Gewässer. Besonders betroffen sind kleine Fließgewässer in Agrarlandschaften, die oft stark belastet, aber kaum überwacht werden.
Die routinemäßige Überwachung der Gewässerchemie gemäß der europäischen Wasserrahmenrichtlinie (EU-WRRL) misst Schadstoffkonzentrationen regelmäßig, jedoch unabhängig von Regenereignissen. Dadurch bleiben Belastungsspitzen, wie sie während Starkregen auftreten, weitgehend unentdeckt. Da die Messstellen zudem in der Regel in größeren Gewässern liegen, wird die Belastung kleinerer Gewässer kaum erfasst. Das führt dazu, dass das Ausmaß der PSM-Belastung und deren Folgen auf die Artenvielfalt systematisch unterschätzt werden.
Hier setzt das Projekt PSM-Biodiv an, dessen Ziel ist es, die tatsächlichen PSM-Belastungen mit Hilfe automatischer Probenehmer zu erfassen, die direkt an kleinen Gewässern während Regenereignissen Wasserproben entnehmen. Diese Proben werden anschließend im Labor analysiert, um PSM und deren Abbauprodukte zu identifizieren und die chemischen Belastungen zu bewerten. Zusätzlich kommen sogenannte effektbasierte Methoden (EBM) zum Einsatz. Diese Tests untersuchen, wie die Schadstoffe die Gesundheit von Organismen beeinflussen, etwa durch neurotoxische oder hormonelle Wirkungen.
Die Ergebnisse helfen, den Zusammenhang zwischen PSM-Belastung und dem Verlust der Artenvielfalt besser zu verstehen. Sie sollen auch als Grundlage dienen, gezielte Maßnahmen zum Schutz der Biodiversität in kleinen Fließgewässern zu entwickeln und die Überwachung im Sinne der EU-WRRL zu verbessern.
Projektpartner:
Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung – Flussökosystem-Management
Goethe-Universität Frankfurt am Main – Abteilung Aquatische Ökotoxikologie
Fachbegleitung:
Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie
Weitere Informationen: