Wie sauber ist unser Wasser wirklich?
Dieser Frage widmete sich am 13. März 2025 der achte E+E-Diskurs unter dem Titel „Klares Wasser – trübe Aussichten?“. Im Fokus standen Spurenstoffe wie Arzneimittelrückstände, PFAS, Pestizide oder Mikroplastik – und deren Bedeutung für Umwelt und Gesundheit.
KWH stark vertreten: Fachlicher Input und Perspektiven aus der Praxis
Das Kompetenzzentrum Wasser Hessen (KWH) war bei der Veranstaltung prominent vertreten. Prof. Dr. Jörg Oehlmann, Sprecher des KWH, nahm als Diskutant auf dem Podium teil und brachte zentrale Perspektiven aus Forschung und Praxis ein. Auch Prof. Dr. Holger Lutze (TU Darmstadt), Experte für Umweltchemie und KWH-Direktoriumsmitglied, beteiligte sich an der Diskussion.
Bereits zu Beginn hatte Prof. Dr. Susanne Lackner (ebenfalls TU Darmstadt und im KWH aktiv) mit einem Impulsvortrag einen fundierten Überblick über Möglichkeiten und Grenzen der 4. Reinigungsstufe auf Kläranalgen gegeben.
Spurenstoffe: Unsichtbare Gefahr
Viele Schadstoffe durchlaufen konventionelle Kläranlagen nahezu unbeeinträchtigt. Die Einführung einer vierten Reinigungsstufe gilt als wichtiger Schritt. Hier setzt auch die EU-Abwasserrichtlinie (KARL) an. Die zusätzliche Aufbereitung durch Aktivkohlefiltration und/oder Ozonung ist bereits auf mehreren Anlagen im Hessischen Ried im Einsatz, weitere sind in der Planung.
Ein weiteres Problem: Schadstoffe, die die Kläranlage gar nicht passieren. Besonders bei Regen gelangen Rückstände von Pestiziden, Fassadenanstrichen oder Reifenabrieb über Entlastungssysteme direkt in Gewässer. Bestimmte Reifenzusatzmittel wurden als besonders kritisch hervorgehoben – der Stoff 6PPD-Quinon, Abbauprodukt eines Antioxidationsmittels, verursachte nachweislich ein Sterben von Silberlachsen an der amerikanischen Westküste.
Forschung, Monitoring und Transparenz
Ein zentrales Thema war die Notwendigkeit engmaschiger Monitoring-Verfahren. Neben gezielten (Target-)Analysen gewinnen auch Non-Target-Methoden an Bedeutung. Non-Target-Methoden ermöglichen es, unbekannte Stoffe und Transformationsprodukte zu erfassen. Die Identifikation der Stoffe kann dann allerdings zur Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen werden. Deshalb fordern Fachleute mehr Transparenz von Herstellern: Denn welche Chemikalien in Umlauf gebracht werden, ist oft unklar – und schwer nachzuvollziehen.
Ressourcenschutz beginnt beim Produktdesign
Kurzlebige Konsumprodukte sorgen dafür, dass immer neue Chemikalien im Umlauf sind. Über Recyclingprozesse können diese erneut zu Belastungen werden. Ein intelligenteres Produktdesign und eine stärkere Verzahnung von Recyclingstrategien sind wichtig, um die Einträge an der Quelle zu reduzieren.
Ein Anliegen des Kompetenzzentrums
Für das KWH ist klar: Neben der chemischen Analyse braucht es auch die Bewertung der biologischen Wirkung von Schadstoffen. Prof. Dr. Jörg Oehlmann betont:
„Biomonitoring und Biotests sollten als feste Bestandteile eines zukunftsfähigen Wassermanagements etabliert werden. Nur wenn wir die biologische Wirkung von Spurenstoffen im Blick behalten, können wir ihre Risiken für Mensch und Umwelt frühzeitig erkennen und minimieren.“
Weitere Informationen und Videoaufzeichnungen
Detaillierte Informationen sowie die Aufzeichnungen der Veranstaltung finden Sie unter den folgenden Links:
Zusammenfassung „Klares Wasser – trübe Aussichten? Spurenstoffe im Wasserkreislauf“
Bildergalerie „Klares Wasser – trübe Aussichten? Spurenstoffe im Wasserkreislauf“
Videoaufzeichnungen „Klares Wasser – trübe Aussichten? Spurenstoffe im Wasserkreislauf“